Gemeinsam auf Wachstumskurs

Zwiesel/Regen. Ja, es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft: Die IPROTEC GmbH, der Maschinenbau-Betrieb, der im Werkskomplex von Zwiesel Kristallglas angesiedelt ist, hat Arbeit zu Hauf. Dass die Auftragsbücher für die kommenden Monate schon gut gefüllt sind, wie Tobias Bredl, der Vertriebsleiter für Glasmaschinenbau, sagt, das hat quasi mit Nachbarschaftshilfe zu tun:

IPROTEC ist von der Regener Firma Schock mit einem Großauftrag betraut worden. Schon seit 2016 liefert das Zwieseler Unternehmen Fertigungsmaschinen für den großen Spülenhersteller in der Kreisstadt. Bisher gingen diese Lieferungen stets nach Regen, doch jetzt geht‘s nach Übersee: Schock will 2023 ein neues Werk in den USA eröffnen – und ein Großteil der Produktionsanlagen wird von Zwiesel aus auf die Reise nach Martinsville/Virginia geschickt werden: Zwei Dutzend Fertigungsmaschinen samt Halbautomatisierung und zwei so genannte Fünffach- Rührwerke, in denen die Gießmasse für die Kunststoffspülen aufbereitet wird, soll IPROTEC liefern.

Für das Regener Werk, wo Schock kräftig erweitert, sind mehrere weitere Fertigungsmaschinen und eine automatisierte Produktionsanlage beauftragt. Alles in allem haben die Bestellungen einen Kostenumfang im hohen einstelligen Millionenbereich. „Da haben wir uns gegen einige Mitbewerber durchgesetzt, darauf sind wir schon ein wenig stolz“, sagt Stefan Vogl, der Vertriebsleiter für Sondermaschinenbau bei IPROTEC. Und er vergisst nicht, den Geschäftspartner lobend hervorzuheben: „Es ist natürlich sehr erfreulich, dass Schock solche Aufträge in der Region hält – letztendlich sichert das hier Arbeitsplätze.“ Rund 150 Beschäftigte hat IPROTEC inzwischen, der Mitarbeiterstand hat sich seit der Umsiedlung des Unternehmens von Grafenau nach Zwiesel im Jahr 2011 rasant nach oben entwickelt. „Im Glasmaschinenbau sind wir international inzwischen die Nummer eins“, sagt Tobias Bredl selbstbewusst.

Allein bis Herbst 2023 wird die Firma zwei komplette Trinkglas-Produktionslinien für einen europäischen Hersteller fertigen, in Polen aufbauen und in Betrieb nehmen. Ein Auftrag im zweistelligen Millionenbereich. Und jetzt will IPROTEC auch im Bereich der Sondermaschinen deutlich zulegen. „Der USA-Auftrag von Schock ist für uns beim Sondermaschinenbau der Schritt auf den internationalen Markt“, verdeutlicht Stefan Vogl. Freilich, in diesen Zeiten ist trotz aller positiven Entwicklungen nicht alles so einfach: „Ein Riesenproblem sind mittlerweile die Lieferzeiten“, erklärt Tobias Bredl und führt dazu ein Beispiel an: „Heuer im Juni haben wir Elektrokomponenten für einige Maschinen bestellt, geliefert werden sie – Stand heute – im Oktober 2023.“ Der gesamte Markt sei gegenwärtig sehr unzuverlässig, das erschwere die Planung erheblich. Und weil sich die Preise quasi täglich änderten, sei auch die Kalkulation sehr schwierig. Dennoch ist Stefan Vogl zuversichtlich:

„Diese Probleme hat jeder Hersteller, und die Kunden wissen das auch.“ Der Schock-Auftrag sei zwar anspruchsvoll, „aber wenn die aktuell angekündigten Lieferzeiten eingehalten werden, schaffen wir das“, so Vogl. Alle Anlagen werden übrigens in Zwiesel aufgebaut. Die für Amerika bestimmten Maschinen nimmt der TÜV im Werk ab, und zwar nach den US-Bestimmungen. Dann werden die Anlagen abgebaut und beim Auftraggeber wieder zusammengesetzt und in Betrieb genommen. Wenn alles glatt geht, werden also im Laufe des nächsten Jahres täglich mehrere tausend Küchenspülen in Deutschland und Amerika vom Band laufen, für die wesentliche Vorarbeit in Zwiesel geleistet worden ist.